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Von Grenzorgan zu Grenzorgan

  • geheimniscremerei
  • 9. Juli 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Juli 2019

Viel von unserem Wohlbefinden hängt mit unserem Bauch zusammen. Nicht umsonst sagt man: Liebe geht durch den Magen. Der Magen ist zwar nicht das Organ, worüber ich heute sprechen möchte, aber auch er ist in unserem Bauch und rumort, wenn es uns nicht gut geht. Du fragst dich, wovon ich eigentlich rede? Gemeint ist der Darm. Auch der Darm hat viel damit zu tun, ob es uns gut geht und ob wir uns wohl fühlen. Haben wir Stress, merken wir das auch im Darm. Der Begriff Reizdarm kommt dir bestimmt bekannt vor. Jetzt fragst du dich wahrscheinlich, was das alles mit deiner Haut zu tun hat. Und um da den genauen Zusammenhang herauszufinden, habe ich mit Dr. Sarah Schwitalla gesprochen.


Dr. Schwitalla gründete im letzten Jahr das Zentrum für integrative Darmgesundheit mit dem Ziel, Menschen mit Darmproblemen zu helfen, indem sie das aktuelle Wissen zur Verfügung stellt. Sie arbeitet ausschließlich wissenschaftlich basiert und arbeitete über acht Jahre in der Darmforschung. Da sie selbst in ihren stressigen Zeiten mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen hatte, betrachtet sie den psychischen Teil bei einem Darmproblem stets mit.


"Man kann nicht einmal von der Biologie her sagen, dass die beiden Organe wirklich miteinander zusammenhängen."

Nachdem ich meine Fragen sortiert und auf den grünen Hörer bei Skype geklickt habe, begrüßt mich Frau Dr. Schwitalla freundlich. Während sie mir ein wenig von ihrer Arbeit und sich erzählt, wird deutlich, mit wie viel Leidenschaft sie dabei ist. Ich frage sie, welche Rolle der Darm bei der Haut spielt. „Man kann noch nicht einmal von der Biologie her sagen, dass die beiden Organe wirklich miteinander zusammenhängen. Sie haben aber viele funktionale Gemeinsamkeiten“, erklärt Frau Dr. Schwitalla. Und das bedeutet was genau? „Im Grunde sind beides eigentlich Grenzflächen und Grenzorgane, die beide besiedelt sind, von einem Mikrobiom. Also von Bakterien, Pilzen, Viren und Stoffwechselprodukten.“ Darm und Haut haben also die Funktion, unsere Außenwelt von unseren inneren Organen zu trennen und nur ganz bestimmte Nährstoffe in den Körper einzulassen, die er braucht. Dabei scheiden sie das aus, was wir nicht brauchen. Sie sind also auch Detoxorgane. Dr. Schwitalla erklärt, dass der genaue Zusammenhang zwischen Darm und Haut wissenschaftlich noch nicht ganz erforscht wurde. Man geht aber davon aus, dass das Mikrobiom der Schlüssel ist.


Darm und Haut haben die Funktion, unsere Außenwelt von unseren inneren Organen zu trennen.

Das Mikrobiom, also die vielen kleinen Bakterien, Viren und Pilze, die auf unserer Haut und in unserem Darm leben, kommunizieren alle miteinander und betreiben Stoffwechsel. Das heißt, wenn wir essen, essen sie auch. Was wir essen, essen sie auch. „Das heißt, es ist natürlich sehr wichtig, was wir essen, sodass wir dieses Mikrobiom gesund halten“, so Dr. Schwitalla. Und da unsere kleinen Freunde auch Stoffwechsel betreiben, geben sie Substanzen in ihre Umgebung ab. Diese Stoffwechselprodukte gehen dann auch ins Blut und in die Leber über. Und von dort aus beeinflussen sie dann unseren Stoffwechsel. Und was hat das jetzt mit der Haut zu tun? Man geht davon aus, dass diese Stoffwechselprodukte aus dem Darm über das Blut in die Haut gelangen. Klar, die Haut ist ja schließlich durchblutet. Dr. Schwitalla fasst es nochmal zusammen: „Wir haben eine funktionale Verbindung und gleichzeitig eine Kommunikation der unterschiedlichen Mikrobiota im Darm und in der Haut, die sich gegenseitig beeinflussen.“


Haut an Hose
Sind wir gestresst, sind auch Darm und Haut im Stress. Foto von Sylvie Tittel auf Unsplash

Sind wir gestresst, ist auch der Darm im Stress. Der überträgt das dann wieder auf die Haut. Das liegt daran, dass es Verschiebungen der Bakterienpopulationen im Darm gibt. Dadurch wird das Mikrobiom unausgeglichen und das ist auf der Haut dann genauso. „Die Akneforschung ist da relativ weit, bei Akne und Neurodermitis wird da viel gemacht. Aknepatienten haben ein sehr hohes Risiko für Darmprobleme. Man sieht, dass starke Hautprobleme gleichzeitig auch mit Darmproblemen zusammenhängen können.“ Viele Darmprobleme kommen aber auch von sehr viel Stress, Medikamenten oder eben der falschen Ernährung.


Ich frage mich, ob es nicht sinnvoll wäre, dann einfach seine Darmflora checken zu lassen, wenn man ein Hautproblem hat, wie ich zum Beispiel mit meiner Akne. Frau Dr. Schwitalla klärt mich da aber schnell auf, dass das nur unnötige Geldverschwendung ist. „Das Mikrobiom ist kein statisches Organ. Das passt sich tagtäglich an das an, was wir essen, welchen Umwelteinflüssen wir uns aussetzen, wie viel wir schlafen, wie viel Stress wir haben, also wirklich diverse Dinge beeinflussen die Zusammensetzung dieser Bakterien und Viren auf und in unserem Körper. Wenn ich heute einen Stuhltest mache und dann in drei Tagen nochmal, dann sieht das ganze in drei Tagen wieder anders aus.“



Wie ernähre ich mich denn richtig, um meinem Darm etwas Gutes zu tun und damit meiner Akne-Haut zu helfen? „Akne ist ein entzündlicher Prozess. Immer da, wo ein entzündlicher Prozess stattfindet, findet ein relativ hoher Turn-Over der Zellen statt. Das heißt, die Zellen sind ständig irgendwie dabei, sich zu regenerieren, weil sie sich reparieren wollen. Das bedeutet, da findet eine Immunreaktion statt. Das wiederum bedeutet, wir haben einen relativ hohen Zellstress in diesem Bereich. Und Zellstress, führt immer dazu, dass oxidativer Zellstress entsteht.“ Und das bedeutet konkret gesagt was für mich? „Das heißt, wir haben einen erhöhten Nährstoffbedarf. Um das ganze richtig reparieren zu können, brauchen wir also mehr Nährstoffe.“ Okay, das ergibt Sinn für mich. Um seinen Darm gesund zu halten und damit auch seine Haut, empfiehlt Dr. Schwitalla Sport, ausreichend Schlaf und vor allem eine gesunde, ausbalancierte, abwechslungsreiche Ernährung, die am besten pflanzenbasiert ist. Pflanzenbasiert, weil in Obst und Gemüse 50 mal mehr Antioxidantien sind als in tierischen Produkten. „Und Antixidantien sind einfach das, was diesen Zellstress beseitigen kann. Und das sehr effektiv.“ Also steht ab jetzt nach Dr. Schwitallas Empfehlung ganz viel buntes Obst und Gemüse, ganz viel Vollkorn, viele Hülsenfrüchte und Nüsse auf meinem Speiseplan. Einfach so bunt wie möglich.


Für Kochinspirationen lohnt sich auf jeden Fall ein Blick auf ihr Instagramprofil oder in ihr kostenloses Kochbuch auf ihrer Website.


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