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Aufklärung ist das A und O

  • geheimniscremerei
  • 9. Juli 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Juli 2019

Psoriasis oder auch Schuppenflechte, ist eine der häufigsten Hauterkrankungen, allein in Deutschland leben laut schuppenflechte-info.de zwei Millionen Betroffene. Die Krankheit ist nicht heilbar und verläuft in Schüben. Dabei treten auf der Haut rötlich-entzündete, juckende und verdickte Stellen auf. Für viele Betroffene stellt das eine große psychische Belastung dar. Psoriasis ist nicht ansteckend! Die Krankheit hat viele Gesichter, bei ca. 30 Prozent der Betroffenen entwickelt sich eine Psoriasis Arthritis.¹ Dabei entzünden sich die Gelenke, was sehr schmerzhaft sein kann.


Um die Psoriasis Arthritis besser verstehen zu können, habe ich mit Frau Dr. Arndt, einer Ärztin für innere Medizin und Rheumatologie, telefoniert und ihr ein paar Fragen gestellt.


Können Sie einmal die Psoriasis-Arthritis und die Behandlung erklären?


Bei Menschen mit Schuppenflechte können sehr verschiedene Hautmanifestationen auftreten, von der Kopfhaut über die Nägel, die klassischen Stellen wie Streckseiten der Ellenbogen, Knie und so weiter. Ungefähr 30 Prozent der Patienten, die eine Schuppenflechte haben, entwickeln im Laufe ihres Lebens, meistens nach dem Ausbruch der Psoriasis, teilweise aber auch schon vorher oder zeitgleich, in irgendeiner Weise eine Beteiligung des Bewegungsapparates, dann spricht man von Psoriasis-Arthritis. Das kann dann mit Schmerzen und Entzündungen von Gelenken aber auch Sehnenansätzen sowie Schmerzen im Wirbelsäulen- oder Steißbeinbereich einhergehen. Die medikamentöse Therapie ist antientzündlich-immunsuppressiv, wie bei der Hautbeteiligung letztendlich auch. Also man behandelt im Grunde beides.


Zu welchem Arzt geht man dann zuerst? Zum Hautarzt oder zu Ihnen?


Das kommt natürlich darauf an, was dominierend ist. Es gibt viele Patienten, bei denen die Haut dominierend ist, die sind dann natürlich primär beim Hautarzt. Meistens kommen die Patienten mit Psoriasis-Arthritis auch nicht direkt zu uns, sondern über den Hausarzt oder über den Orthopäden oder manchmal eben auch vom Dermatologen.


Wie leicht oder schwer ist es, den Zusammenhang zwischen beiden Krankheitsbildern zu erkennen?


Das ist nicht immer eindeutig. Es muss natürlich auch nicht jeder Schmerz des Bewegungsapparates bei einer Schuppenflechte mit dieser zusammenhängen. Die Patienten können ja genauso gut auch eine Arthrose haben oder ganz klassisches Rheuma (die chronische Polyarthritis) und zusätzlich Schuppenflechte. Das ist dann wieder etwas anders als eine Schuppenflechten-Arthritis. Diese ist meiner Ansicht nach oft schwieriger zu diagnostizieren. Da gibt’s nicht unbedingt einen typischen Laborwert oder so, wo man sagen kann, der ist jetzt auffällig.


Worin liegt genau der Unterschied zwischen der Psoriasis Arthritis und der „normalen“ Arthritis?


Das klassische Rheuma, die chronische Polyarthritis, ist in der Regel symmetrisch mit Schwellungen einhergehend, vor allem im Bereich der Gelenke. Bei der Psoriasis Arthritis gibt es sehr verschiedene Befallsmuster. Da gibt es zwar auch eins, was dem klassischen Rheuma ähnlich ist, das ist aber eher selten. Es gibt z.B. auch einen Endgelenksbefall, wo die ganz kleinen Gelenke betroffen sind, aber auch einen vorwiegenden Befall der Wirbelsäule.


"Die Schwere des Krankheitsbildes ist sehr unterschiedlich."

Würden Sie sagen, dass das eine gefährliche Krankheit ist?


Ja, unter Umständen schon. Es kommt natürlich sehr auf das Ausprägungsmuster an. Aber es ist so, wie auch beim klassischen Rheuma, dass eine unbehandelte Entzündung der Gelenke zu Gelenkzerstörung führen kann. Bei der Schuppenflechte gibt es auch extrem schwere Ausprägungen. Die Schwere des Krankheitsbildes ist sehr unterschiedlich. Es gibt Patienten, die müssen nie starke Medikamente nehmen, und es gibt welche, bei denen verläuft das schwerer und rapider als klassisches Rheuma.


Sehen Sie da einen Zusammenhang zwischen Stress, also psychischer Belastung, und einer Verschlechterung des Krankheitsbildes?


Also bezüglich der Haut: ja. Es gibt ganz viele Patienten, die berichten von Schubsituationen, zum Beispiel bei Stress auf der Arbeit oder bei familiären Problemen. Bewiesen ist das aber meiner Ansicht nach nicht. Aber gerade bei Schuppenflechte ist das schon so, dass allgemein anerkannt ist, dass es da Zusammenhänge zwischen Stress und den Symptomen gibt.


Schuppenflechte ist eine Krankheit, die man sieht. Haben Sie da irgendeinen Tipp für einen Erkrankten, wie man damit umgehen kann?


Meine Devise ist einfach: gescheit behandeln! Heutzutage gibt es da wirklich viele, sehr gut wirksame Medikamente.


"Andere empfinden Ekel, was die Betroffenen spüren und worunter sie sehr leiden."

Wirken die Behandlungsmethoden denn schnell?


Das ist unterschiedlich. Es gibt Tablettentherapien, die dauern eine Weile, bis sie wirken, teilweise mehrere Wochen bis Monate. Aber wenn die Haut anspricht, dann in der Regel schneller als die Gelenke. Und es gibt heute sehr effektive Spritzentherapien, sogenannte Biologicals. Da sieht man teilweise wirklich schnelle Effekte.


Damit man dem Stress, der ja auch von der Schuppenflechte ausgeht, entgegen wirken kann, muss man also innen ansetzen?


Ja und nein. Es gibt natürlich auch milde Formen, bei denen die Leute alleine mit einer guten Hautpflege die Psoriasis gut in den Griff bekommen. Das Problem, was ich sehe, ist, wenn vor allem die Haut und nicht der Bewegungsapparat betroffen ist, dass das oft bagatellisiert wird. Der Leidensdruck ist da aber oft sogar größer. Ich habe Patienten, denen ist wichtiger, dass die Hände gescheit aussehen, als dass sie weniger Schmerzen haben. Gerade bei jungen Frauen, wenn die zum Beispiel im Schwimmbad sind, findet oft eine Stigmatisierung statt. Andere empfinden dann Ekel, was die Betroffenen spüren und worunter sie sehr leiden.


Haben Sie einen Tipp für Menschen aus dem Umfeld eines Erkrankten, um den Leidensdruck zu verringern?


Wichtig ist, dass man den Leuten klar macht, dass das nicht ansteckend ist, so dass man eine Stigmatisierung vermeidet. Man muss ihnen sagen, dass das eben nicht eklig ist. Das ist eine Erkrankung des Immunsystems, die behandelt werden muss. Da ist einfach Aufklärung gefragt!



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